Anwendung auf den menschlichen Körper bezogen
Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) meint, dass der menschliche Körper eine organische Ganzheit ist. Die Bedeutung dieser Ganzheit liegt in der gegensätzlichen Beziehung von Yin und Yang. Die Körperorgane und -gewebe können nach der Yin Yang Lehre entsprechend ihrer Funktion und Lokalisation klassifiziert werden. Der Oberkörper gehört zum Yang, während der untere Teil des Körpers zum Yin gehört. Weitere Yin-Yang Paare im Körper umfassen das Innere (Yin) gegenüber dem Äusseren (Yang), die Vorderseite (Yin) gegenüber der Rückseite (Yang), bei Gleidmassen die Inneseite (medial = Yin) gegenüber der Aussenseite (lateral = Yang) und die fünf Yin-Organe gegenüber den sechs Yang-Organen. Jedes Organ kann für sich noch weiter in Yin-Yang Aspekte unterteilt werden, so wie Herz-Yin und Herz-Yang oder Nieren-Yin und Nieren-Yang.
Anwendung aus physiologischer Sicht
Die chinesische Medizin (TCM) geht davon aus, das Gesundheit dadurch erreicht ist, wenn Yin und Yang harmonisch und ausgewogen sind. Wie bereits erwähnt gehört die physische Form zu Yin während die Körperaktivitäten und -funktionen zu Yang gehören. Weil die physische Form und die Körperfunktionen dynamisch ausgewogen sind - bemsen sie sich bei Übermass gegenseitig aus und sind in jeder Weise abhängig voneinander Der Körper kann nicht funktionieren, wenn die physische Form zur Ausübung dieser Funktionen nicht in Ordnung ist. Desweiteren können physiologische Funktionen und Körperaktivitäten bestimmte physische Formen (materiell) verbrauchen und diese Stoffe umsetzen um Energie zu gewinnen.
Anwendung aus pathologischer Sicht
Die TCM geht ferner davon aus, dass eine Yin Yang Disharmonie die Ursache von Krankheit und physiologischen Störungen ist. Disharmonie bedeutet, das Verhältnis von Yin und Yang ist ungleich un unausgewogen. Wenn ein Aspekt im Mangel ist, befindet sich der andere im Übermass. Es gibt viele Faktoren, die eine Yin Yang Disharmonie auslösen die alle mit den bösartigen Krankheitsübeln (äussere Einflusse, die Krankheit auslösen) und den Fluss des Qi im Körper zu tun haben. Wenn jemand über einen normalen Qi-Fluss verfügt, funktioniert der Körper gut und hat eine gesunde Abwehr die ihn schnell von einer Krankheit genesen lässt. Normales Qi setzt sich aus Yang-Qi (physiologische Funktion und Energie)und Yin-Fluidum (Physische Form und Körperflüssigkeiten, -säfte) zusammen, wogegen die "bösartigen Einflüsse" aus sechs Krankheitsübeln bestehen. Kälte und Feuchtigkeit gehören zu den Yin-Übeln während Wind, Trockenheit, Hitze (Feuer) und Sommerhitze (Tropenhitze) zu den Yang-Übeln gehören. Daher gilt in der TCM, dass Krankheit entweder von einem Mangel an normalem Qi (Mangel an Yin-Fluidum oder Mangel an Yang-Qi) herrührt, oder von einem Übermass eines der sechs Krankheitsübel. Der Konflikt zwischen der Wiederherstellung des normalen Qi.und dem Loswerden des "Krankheitsübels" ist es, was eine Krankheit entweder fortschreiten oder wieder in einen gesunden Zustand wandeln lässt. Durch die Anwendung der Yin Yang Lehre in der Diagnose und der Behandlung kann das Gleichgewicht wiederhergestellt und die Gesundheit aufrechterhalten werden.
Diagnostische Anwendung
Die TCM diagnostiziert Patienten gemäss ihrem Disharmonie-Muster. Zuallererst werden alle Muster nach einem System klassifiziert, das als "Die Acht Grundmuster" (Ba-Gang) bekannt ist. Diese Acht Grundmuster enthalten vier Paare : Innen-Aussen, Kälte-Hitze, Mangel-Übermass und Yin-Yang. Unter diesen Acht Grundmustern sind Yin und Yang die fundamentalsten und am meisten essentiellen Muster (s. Tabelle 2). Allgemein gesprochen zeigen sich Yang-Muster mit erregten, aktiven, heissen, nach aussen fortschreitenden und sich nach oben entwickelnden und rasch bessernden Erscheinungen. Yin-Muster werden mit hemmenden, ruhenden, passiven, kalten, nach innen fortschreitenden und nach unten sich entwickelnden sowie langsam verschlechternden Symptomen assoziert. Tabelle 3 illustriert die klinischen Zeichen von Yin- und Yang-Mustern.
Tabelle 2 Acht grundlegende Disharmonie-Muster (ba gang) |
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Disharmonie Muster |
Yin/Yang |
Manifestationen |
1 |
Aussen (biao) |
Yang |
Ein äusseres Muster wird durch einen "äusseren bösartigen Einfluss" erzeugt, wie Wind und Kälte (z.B. eine Erkältung) |
2 |
Innen (li) |
Yin |
Ein inneres Muster wird durch innere Disharmonie, so wie die Störung einer Organfunktion erzeugt (z.B. Diabetes = Zuckerkrankheit) |
3 |
Kälte (han) |
Yin |
Ein Kälte-Muster zeigt sich durch Blässe, kalten Gliedmassen, Aversion gegen Kälte, wasserklaren Urin oder wässrige Stühle. Diese Zeichen sind gewöhnlich mit den nicht-erregenden Körperfunktionen verknüpft (Ausscheidung, Schwitzen). |
4 |
Hitze (re) |
Yang |
Ein Hitze-Muster manifestiert sich durch Zeichen wie gerötetes Gesicht, hohes Fieber, Abneigung gegen Wärme, dunkelgelben Urin oder Verstopfung. Diese Symptome haben üblicherweise mit den erregenden Körperfunktionen zu tun (Verdauung, Herz-Kreislauf) |
5 |
Mangel (xu) |
Yin |
Anzeichen von gebrechlichen und schwachen Bewegungsabläufen, Müdigkeit, Kurzatmigkeit, leise Stimme, oder Benommenheit indizieren ein Mangelsyndrom. Diese Symptome hängen üblicherweise mit einem Energiedefizit für die normalen Abläufe und Funktionen zusammen. |
6 |
Exzess (shi) |
Yang |
Ein Überfluss-Muster stellt sich mit Anzeichen starker Bewegungsabläufe, schwerer und rauher Atmung oder Unbehagen bei der Ausübung von Druck dar. Diese Symptome sind für gewöhnlich mit einem Überfluss/ einer Ansammlung von schädlichen Substanzen / Stoffwechselschlackstoffen assoziiert. |
7 |
Yin |
Yin |
Allgemeine Muster für Yin Manifestationen enthalten innere, Kälte und Mangel / Leere-Muster. |
8 |
Yang |
Yang |
Allgemeine Muster für Yang Manifestationen enthalten äussere, Hitze und Fülle-Muster. |
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Tabelle 3 Yin und Yang Zeichen des Körpers |
Ort
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Yang Zeichen |
Yin Zeichen |
Gesicht und Erscheinung |
Gerötetes Gesicht, Fieber, Hitzewallungen, aufgeregtes und hyperaktives Verhalten. |
Blasses Gesicht, Niedergeschlagenheit, Frösteln, kalte Glieder, müde und schwach. |
Stimme |
Rauhe und starke Stimme, rauher Atem, trockener Mund, Durst. |
Leise Stimme, verminderter Appetit, kein Geschmack (alles schmeckt gleich), wenig Durst. |
Urin und Fäzes |
Verstopfung mit unangenehmem Geruch, dunkler Urin. |
Durchfall, reichlich und klarer Urin. |
Zunge |
Rote bis dunkelrote Zunge oder gelber sowie schwarzer dicker Belag auf der Zunge. |
Blasser und geschwollener Zungenkörper. |
Puls |
Schneller und fliessender, gefüllter und starker, schlüpfriger und harter Puls. |
Langsamer und sinkender, schwacher, zerbrechlicher Puls. |
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